Senegal / Casamance . wenn aus Jungen Männer werden

Der Süden des Senegal, die Casamance, ist im Vergleich zu den letzten Wochen in Gambia touristisch doch sehr erschlossen. Cap Skirring für viele - auch senegalesische - Touristen ein Begriff, ist ein trubeliges/wimmelndes Städtchen am Atlantik, welches wir genau wegen dieses Gewusels nach dem Aufstocken der Gemüsevorräte schnellstmöglich wieder verliessen, um die nächsten Tag in der Nähe eines kleinen Dorfes direkt am Atlantik zu verbringen.

Und so fanden wir uns an einem menschenleeren, sehr sauberen Strand wider. Nur ein paar Kinder tollten in den Wellen - genauso hatten wir uns das für die nächsten zwei Tage erhofft. Abends kamen wir mit einem Einheimischen ins Gespräch, der uns von dem stattfindenden Dorffest mit einem ganz speziellen und traditionellen Tanz am nächsten Tag erzählte. Das klang so spannend, dass wir fragten, ob es möglich sei auf dieses Dorffest zu gehen.

War es - Am Nachmittag des folgenden Tages, wurden wir von Jules am Unimog abgeholt und zwischen riesen grossen Mammutbäumen führte er uns zum Festplatz, auf dem sich schon viele Schaulustige eingefunden hatten.

Jules erklärte uns, dass es sich um einen Initiation zweier Dörfer handle. Jedes Jahr treffen sich die Jungen und jungen Männer von 4 - 22 Jahren und ringen mit bzw. gegeneinander. Dieser Wettkampf findet alternierend in den Dörfern statt und dauert insgesamt drei Tage. Jules wies uns mit die besten Plätze zu und so konnten wir die Wettkämpfe aus nächster Nähe bestaunen. Zwischendurch erinnerte es uns ein wenig an das eidgenössische Schwingfest.

Die jüngsten eröffneten den Wettkampf … dabei gingen die Jungen „unseres Dorfes“ auf die Seite des anderen Dorfes, wo die Partien festgelegt wurden. Derjenige, der den Kampf gewonnen hat, wurde von den Frauen seines Dorfes „eingepudert“.

Nach einer knappen Stunde wurden die Wettkämpfe beendet und die Zuschauer liefen zielstrebig Richtung Dorf. Jules, der während der Ringkämpfe mit an der Organisation beschäftigt war, sammelte uns direkt wieder ein und brachte uns zum Dorfplatz, wo er erneut den besten Platz in der ersten Reihe für uns ergatterte.

Der erste Wettkampftag wurde mit einem traditionellen Tanz auf dem Dorfplatz - um einen riesigen Baum - beendet. Hierfür hatten sich die Wettkampfteilnehmer selbstgebastelte Schellen und Rasseln an die Waden gebunden und bewegten sich stampfend im Kreis. Alten Blechdosen, die mit Steinchen etc gefüllt wurden, hatten sie zu Rasseln umfunktioniert.

Nach einer halben Stunde wurde der erste Wettkampftag für beendet erklärt und Jules wollte uns gerne noch mit zum gemeinsamen Essen nehmen… leider waren wir für den Abend schon zum Essen verabredet, so dass wir das auf den nächsten Tag verschoben.

Auch am zweiten Wettkampftag wurden wir von Jules abgeholt und auf den Festplatz begleitet. Auffällig war, dass bereits im Wald viele neue Wettkampfgruppen sassen. Auch gab viel mehr Schaulustige und Wettkampfteilnehmer.

Die Wettkämpfe begannen und da „unser Dorf“ den diesjährigen Wettkampf ausgerichtet hatte, wurden wir mit dem Saft des Baobab Baumes verköstigt. Am zweiten Wettkampftag war deutlich mehr los und wir wussten teilweise gar nicht, wo wir als erstes hinschauen sollten. Auch gab es Gruppen die nach und nach auf den Festplatz zogen. Es war ein riesiges Spektakel.

Wie am Vortag ging es nach den Wettkämpfen zurück ins Dorf und die Wettkämpfer eröffneten den Tanz und traditionellen Gesang. An diesem Tag wurde sogar ein Haus in eine Bar umfunktioniert, so dass wir den Tanz und dem Gesang mit einem Kaltgetränk genossen.

Danach lud uns Jules noch ein - er wollte uns gerne zeigen wo er wohnt und uns seiner Familie vorstellen. Seine Schwester war gerade dabei einen riesen Topf Thiebodienne zu zubereiten und so wurden wir zum Essen eingeladen. Auch dies ist Teil des Festes. Das Dorf, dass die Wettkämpfe ausrichtet kocht am Abend für alle Teilnehmer und Gäste. Auch die Familie des Dorfchefs kocht für alle Teilnehmer.

Satt ein Eindrücken und leckerem Essen verabredeten wir uns mit Jules für den dritten und grössten Wettkampftag.

Wir waren gespannt, was der dritte und grösste Wettkampftag alles zu bieten hatte, doch leider kam alles anders als geplant. Jules war nochmals nach Hause gegangen um sich umzuziehen und den Wettkampfort zu erfragen, als die Nachricht reinkam, dass eine Piroge (Boot) mit Familien aus dem Nachbardorf auf dem Weg zum Wettkampf gekentert war. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, wie viele Menschen dabei ums Leben kamen, aber umgehend wurde der dritte Wettkampftag aus Pietätsgründen abgesagt. Mit dieser Nachricht veränderte sich schlagartig die Stimmung im Dorf, denn jeder hat Verwandte in den Nachbardörfern.

Tief betroffen von der Situation liessen wir das Dorf, dass uns die letzten beiden Tag so unglaublich herzlich und offen empfangen hat in seiner Trauer zurück.

„Das passiert immer wieder“ hörten wir von den Einheimischen - genau deswegen beschäftigte uns das Geschehen der letzten Tage noch lange Zeit.

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Senegal / Casamance . eine Schneise der Verwüstung …

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Gambia . von Affen, Flusspferden und Krokodilen