Senegal . "Afrika braucht Müllverbrennungsanlagen (…)“ oder die Frage der Nachhaltigkeit

"Afrika braucht Müllverbrennungsanlagen, die Strom produzieren und um damit die Anlagen und die Sammlung zu bezahlen“ ,

so der deutsche FDP Bundestagsabgeordnete Ch. Hoffmann, der auf unseren Blogeintrag Plastic World reagierte und damit zumindest ein erstzunehmenden Versuch einer Perspektive für das Dilemma aufzeigt.

Ein Kommentar oder eine Theorie, welches sich jedoch hier vor Ort “zwiespältig“ anfühlt - aber warum? Egal ob Marokko, Mauretanien oder Senegal (Plastik-) Müll gibt es wohin das Auge reicht.

An den Stränden liegt dieser teilweise nicht nur oberflächlich, sondern die einzelne Jahres-/ Müllschichten lassen sich wunderbar vor Ort ablesen und einem trotz des heissen Klimas das Blut gefrieren. Auch macht sich zwischendurch bei uns regelrecht Hoffnungslosigkeit und Resignation breit, wie die Menschheit dieser unsäglichen Masse Müll jemals wieder in den Griff bekommen könnte… und in solchen Momenten sehen wir nur den direkten Müll vor unseren Augen und denken nicht an den Plastikmüll, der in den Weltmeeren treibt.

Dakar . Han Marinas

Palmarin im Senegal ist bekannt für seine wunderschönen, menschenleere Sandstrände und so haben wir uns aus dem Reiseblog von 2019 einen besonders schönen Standort direkt am Strand rausgesucht und sind voller Vorfreude dorthin gefahren … allerdings war bei der Ankunft die Ernüchterung gross. Der Strand ist übersät von Müll und nur in den abgesperrten Bereichen der grossen Hotels wird peinlich genau auf einen müllfreie Erscheinung geachtet.


Doch sind Müllverbrennungsanlagen die Lösung des Problems?

Eine einigermassen funktionierende Müllsammlung haben wir das erste Mal in Atar / Mauretanien gesehen. Der Müll wurde dort abgeholt und vor der Stadt auf eine riesige Mülldeponien gekippt. Auch hier in Dakar / Senegal gibt es eine Müllsammlung. Diese fährt laut und nervtötend hupend durch die Strasse, jeder der Müll hat, bringt/trägt diesen  selbst zum Lastwagen und kippt den Müll hinein. Wohin es dann mit dem Müll geht, können wir leider nicht sagen.

Doch dies ist alles nur ein Versuch die unsäglichen Auswirkungen irgendwie einzudämmen, allerdings nicht die Ursachen zu bekämpfen.

So lange es vor Ort kein Bewusstsein für die Konsequenzen des derzeitigen Handelns gibt, dreht sich die Müll-Spirale weiter und weiter.

Immer wieder sehen wir, dass Einheimische ihren Müll einfach fallen lassen.

So auch bei unserem Stellplatz in Dakar, als ein Senegalese in einem grossen SUV vorgefahren kam, einen kleinen Espresso-/Kaffeebecher in der Hand hatte, das Fenster des klimatisierten Fahrzeugs öffnete und den Becher einfach aus dem Fenster warf, bevor er sein Auto parkte. Woraufhin Herr L. diesen Kaffeebecher zu einem späteren Zeitpunkt aufhob und unter den Scheibenwischer klemmte - ob diese erzieherische Massnahme jedoch verstanden wurde, bleibt ungewiss.

Beim Betreten der kleinen Boutiquen fallen einem die vielen kleinen Plastikpäckchen auf … da die Länder Westafrikas sehr arm sind, werden auch die Dinge des täglichen Bedarfs in kleinen Mengen in Plastik verpackt. Von zwei Stück Mentos bis hin zum Waschpulver - alles wird in Kleinstmengen angeboten und ist so für die Bevölkerung erschwinglich.

Mit eins der grössten Probleme ist, dass die Trinkwasserversorgung nicht ausreichend gedeckt ist.

In den kleinen Läden, aber auch am Strassenrand verkaufen Frauen gekühlte Trinkpäckchen … 400 ml gefiltertes, gekühltes Trinkwasser, welches in Plastik verpackt und für die Bevölkerung erschwinglich ist.

Als wir wieder einmal in Dakar im Stau standen, hielt neben uns ein Rollerfahrer, kaufte zwei solcher Trinkwasserpäckchen. Er biss diese nacheinander auf, trank sie in einem Zug aus, lies die leeren Verpackung direkt neben sich zu Boden fallen und fuhr weiter seines Weges. Diese Wasser-Verpackungen finden sich überall … auch an besagten Traumstränden.

Bei allem Blick auf das hier stattfindende Leben, müssen wir uns aber auch an der eignen Nase fassen, denn unser Plastikverbrauch hat ebenso exponentiell zugenommen. So sehr wir uns auch bemühen. Allerdings werden die benutzten und von uns weggeworfenen PET-Flaschen gerne von der einheimischen Bevölkerung aus dem Müll geholt und als Verpackung für auf dem Markt dargebotene Waren wiederverwendet. Hier funktioniert das Thema der Nachhaltigkeit.

Neben den anfangs geforderten Müllverbrennungsanlagen, muss der hiesigen Bevölkerung die Möglichkeit für Veränderung (u.A. gesicherte Trinkwasserversorgung) ermöglicht und das Wissen um die Konsequenzen ihres Handelns nicht nur in der Schule vermittelt werden.

Als letzte Konsequenz kommen wir zu dem Schluss, dass nur die Einflussnahme auf die Plastiklobby hinsichtlich eines generelles Produktionsverbotes zur Lösung des Problems führt. So wird es auch im Plastikatlas der Heinrich Böll Stiftung propagiert.

Plastikatlas

Selbst bei einer sofortigen Durchsetzung des Produktionsverbotes, hätten wir noch genug zu tun, die 80 Jahre Umweltbelastungen durch Plastik aufzuarbeiten!

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Gambia . die ersten 48 Stunden, Teil 1/2

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Mauretanien . “On va voir” oder der Versuch eines Resümees