Mauretanien . “On va voir” oder der Versuch eines Resümees

Anfang Juli sind wir von Mauretanien über Diama in den Senegal eingereist. Mit Ausnahme einer kurzen Stippviste in der Schweiz, geniessen wir seitdem das bunte Treiben dieses lebensfrohen Landes.

So haben wir den gestrigen Abend bei leckerem Essen, einheimischen Bier mit den „Dresdnern“ in Dakar verbracht und die letzten Wochen in Mauretanien Revue passieren lassen… hier der Versuch eines Resümees.

Wie bei unserer Reisevorbereitung für Mauretanien, beginnen wir diesen Beitrag mit einem Blick auf die Seite der Reisehinweise des auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland (Stand Juli 2022):

Mauretanien: Reise- und Sicherheitshinweise (Teilreisewarnung)

[ … ]

Sicherheit - Teilreisewarnung

Vor Reisen in das unmittelbare Grenzgebiet zu Algerien und Mali wird gewarnt.

Von Reisen in entlegene oder nicht hinreichend durch wirksame Polizei- oder Militärpräsenz gesicherte Gebiete der Sahara, ihrer Randbereiche und der Sahelzone, insbesondere
- die
Region Tiris Zemmour nördlich der Stadt Zouérate und
-
die östlich und nordöstlich der Stadt Ouadane gelegenen Teile von Adrar
wird dringend abgeraten.
Von unbegleiteten Reisen ohne ausgearbeitetes Sicherheitskonzept in Abstimmung mit lokalen Sicherheitsbehörden in die Regionen Hodh El Gharbi – insbesondere in das Grenzgebiet zu Mali - und Hodh El Charghi (mit Oualata) sowie die östlich von Tidjikja gelegenen Wüstengebiete in der Region Tagant (Tichitt), wird abgeraten.


Terrorismus

In Mauretanien bestehen wie in der gesamten Sahel-Region grundsätzlich Anschlags- und Entführungsrisiken. Anschläge terroristischer Gruppen, die sich auch gegen ausländische Interessen richten können, sind in der gesamten Region und damit grundsätzlich auch in Mauretanien zu befürchten. Besonders gefährdet sind die Grenzgebiete zu Mali und Algerien.

. Seien Sie an belebten Orten und bei besonderen Anlässen besonders aufmerksam.

. Beachten Sie den weltweiten Sicherheitshinweis.

Innenpolitische Lage

In der Region Tiris Zemmour im Nordosten gibt es ein militärisches Sperrgebiet zwischen Cheggat im Nordosten, Ain Bentili im Nordwesten, Dhar Tichitt im Südwesten und Lemreyye im Südosten, das nicht betreten werden darf.

Bei spontanen Kundgebungen und Demonstrationen, insbesondere im Anschluss an das Freitagsgebet in den Moscheen der Städte, können gewaltsame Ausschreitungen nicht ausgeschlossen werden.

. Informieren Sie sich über die lokalen Medien.

. Meiden Sie Demonstrationen und größere Menschenansammlungen weiträumig.

. Respektieren Sie Sperrzonen.

. Folgen Sie den Anweisungen lokaler Sicherheitskräfte.

Kriminalität

Allgemeine Kriminalität wie Diebstahl und u.U. bewaffneter Raub kommen vor, auch Sexualdelikte werden berichtet.

Die Sicherheitslage, insbesondere in den Grenzgebieten zu Algerien und Mali, wird auch durch grenzüberschreitend operierende kriminelle Banden erheblich gefährdet. Zwischen diesen Banden und Sicherheitskräften kann es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommen.

. Seien Sie wachsam und beachten Sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen.

. Meiden Sie abgelegene und dunkle Stadtteile und begeben Sie sich nicht alleine auf unbekanntes Terrain.

. Bewahren Sie Geld, Ausweise, Führerschein und andere wichtige Dokumente sicher auf.

. Bevorzugen Sie bargeldlose Zahlungen und nehmen Sie nur das für den Tag benötigte Bargeld und keine unnötigen Wertsachen mit

. Seien Sie wachsam und beachten Sie die üblichen Vorsichtsmaßnahmen.

. Meiden Sie abgelegene und dunkle Stadtteile und begeben Sie sich nicht alleine auf unbekanntes Terrain.

. Bewahren Sie Geld, Ausweise, Führerschein und andere wichtige Dokumente sicher auf.

. Bevorzugen Sie bargeldlose Zahlungen und nehmen Sie nur das für den Tag benötigte Bargeld und keine unnötigen Wertsachen mit.

Diese Reisehinweise des deutschen auswärtigen Amtes zu lesen, hinterlässt bei uns ein schalen Beigeschmack, da wir in unserer Zeit in Mauretanien komplett gegensätzliche Erfahrungen gemacht haben. Es ist schade, dass die zitierten Informationen ungefiltert bzw, undifferenziert an die Öffentlichkeit gelangen und das Bild Mauretaniens prägen.

Mauretanien - الجمهورية الإسلامية الموريتانية

Mauretanien, ein Staat im nordwestlichen Afrika am Atlantik gelegen, ist definitiv eines der ärmsten Ländern der Erde und mit Sicherheit das ärmste auf unserer bisherigen Reiseroute. In diesem Land, welches 3 x grösser ist als die Bundesrepublik und zu 85% aus Trockenwüste, leben knapp 4.65 Millionen Menschen. Besser gesagt, sie versuchen in diesem unwirtlichen Land zu überleben - ein Überlebenskampf, der an vielen Orten zu spüren und zu sehen ist.

Das Abenteuer unserer Einreise von Marokko nach Mauretanien und unsere grossartigen Erfahrungen mit den mauretanischen Grenzsoldaten findet ihr in unserem Beitrag

Marokko - Mauretanien: Grenzerfahrung

Aus dem anfänglichen gegenseitige Misstrauen entstand dabei sehr bald eine gelöste, fröhlichen Stimmung, die bis heute nachhallt. Auch hatte uns der Chef der Polizei bei unserem “Antrittsgespräch” versichert, dass wir in Mauretanien sicher reisen, bzw. uns bei Problemen direkt mit ihm in Verbindung setzen könnten.

Auch das Thema Korruption hat uns im Vorfeld sehr beschäftigt - vor allem, weil uns auf unserem Weg nach Mauretanien andere Reisende von ihren Erfahrungen mit Korruption berichtet haben. Gespannt was uns so erwarten würde, haben wir die ersten Polizeisperren auf dem Weg nach Nouadhibou passiert … und Nichts ist passiert.

Sämtliche Kontrollen verliefen respektvoll, niemand versuchte uns zu behindern, geschweige denn uns zur Zahlung eines Wegezoll zu nötigen. Den einzigen Versuch eines Postenkommandanten konnten wir dahingehend abwimmeln, in dem wir ihm glaubhaft erklärten, dass wir die Nachfrage / das Einfordern von Geschenken in diesem Land beim besten Willen nicht erwartet und uns somit auch nicht auf diese Situation vorbereitet hätten. Es täte uns furchtbar leid, so mit leeren Händen vor ihm zu stehen… Der Gute war offensichtlich so verduzt, dass wir ohne Weiteres unsere Fahrt fortsetzen konnten.

Sonnenuntergang bei Nouhadibou

Nach den ersten Tagen in Nouhadibou sind wir zu unserer ersten Wüstendurchquerung aufgebrochen. 3 Tage ging es entlang der Eisenerzbahn durch Dünen, Sandfelder und Schotter ca. 450 km durch die Wüste.

Mauretanien - offroad entlang der Eisenbahn

Während dieser Zeit hatten wir zweimal Besuch von der Streckenkontrolle, die den holprigen Weg zu unserm Stellplatz in Kauf genommen haben, nur um sich zu erkundigen, ob es uns gut gehe und ob wir freiwillig hier seien und keine Panne hätten.

Diese unglaubliche Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mauretanier begleitet unsere Zeit in diesem unwirtlichen Land. Die Menschen quirlig, fröhlich uns zuwinkend sind weitgehend verhüllt, was sowohl dem immensen Staub als auch der Religion geschuldet ist.


Diese Hilfsbereitschaft zeigt sich unter anderem auf dem Markt, auf dem es zugegebenermassen nicht viel zu kaufen gibt. Da werden wir sofort von Fremden unter ihre Fittiche genommen, sobald sie den Eindruck haben, dass wir Weisse bei der Preispolitik der Händler übervorteilt werden.

In den Tagen, in denen wir versuchen unseren Motor zu reparieren bzw. reparieren zu lassen, erfahren wir eine sehr grosse Hilfsbereitschaft. Mohamed, der den Stellplatz auf dem der Unimog steht verwaltet, tut sein bestes, um uns Kontakte zu den Mechanikern zu verschaffen, telefoniert unzählige Male mit diesen, hilft uns Telefonkarten und die Geburtstagsüberraschung für die Lieblingsdame zu besorgen.

Ebenso die schöne Geschichte mit und um Malik - den Taxifahrer, der uns zum Kamelmarkt in Nouakchott gefahren hat.

Mauretanien . Mercedes 190

Fazit oder eine Liebeserklärung an die Menschen

Alles in allem hatten wir in Mauretanien - trotz aller Widrigkeiten - unglaublich viele, herzliche Begegnungen. Und dass, obwohl das Leben in dieser bitteren Armut für unsere Verhältnisse sehr schwierig zu sein scheint, hatten wir nie den Eindruck Begehrlichkeiten zu wecken. Jede der Begegnungen fand auf Augenhöhe und gegenseitigem Respekt statt.

Was die Landschaften angeht durch die wir gereist sind, können wir diese kaum in Worte fassen. Die Wüste ist nicht nur eine Landschaft, sie ist ein Ereignis in der sich alles in Veränderung befindet. Farben, Formen, Strukturen, Felsmassive, selbst der Horizont verändern sich je nach Stand der Sonne. Ebenso der Sand, von körnig und bis fein wie Puder, den wir in jeder Ritze unseres Unimogs und auch unseres Körpers gefunden haben! bevorzugt den Augenwinkeln und Ohren … und auf einmal macht auch die erst so fremde “Vermummung” der Mauretanier als Schutz vor dem Sand Sinn.

Egal wie wir es drehen und wenden, Mauretanien ist ein grossartiges Land, ganz wichtig ist jedoch den Menschen offen zu begegnen.

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Senegal . "Afrika braucht Müllverbrennungsanlagen (…)“ oder die Frage der Nachhaltigkeit

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Mauretanien . Mercedes 190er