Gambia . die ersten 48 Stunden, Teil 1/2

Am Sonntag 21. August 2022 sind wir bei Farafenni vom Senegal nach Gambia eingereist.

Das Grenzprozedere mit Ausreisestempel, Einreisestempel, Einfuhr des Fahrzeug mittels „Carnet du Passage“ hatten wir ohne nennenswerte Zwischenfälle (Geldforderungen, Fahrzeugkontrollen) innert 1.5 Stunden erledigt.


Gambia ist mit ca. 11`000 km2 Grösse der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes, welcher fast ganz vom Staat Senegal umschlossen wird. Lediglich im Westen, wo der Gambia River seine Mündung in den Atlantik hat, öffnet sich das kleine Land.

Der 1`120 Kilometer lange Gambia (Fluss) ist einer der Hauptströme Westafrikas und entspringt im Bergland von Fouta Djallon (Guinea). Der Staat Gambia ist nach dem Fluss benannt, der zur Hälfte durch dessen Staatsgebiet fließt, genauer gesagt das Land mittig von Ost nach West durchströmt. Von diesem Strom aus sollen die englische Kriegsschiffe mit Kanonen nach beiden Seiten des Fluss geschossen haben, um mit der Reichweite der Kanonenkugeln die Grenzlinie zu den im Senegal ansässige Franzosen, zu ziehen. Im Jahre 1965 erklärte sich Gambia von Grossbritannien unabhängig. Landwirtschaft, Fischfang und Tourismus sind die Haupterwerbszweige Gambias.

Dies als kurze Einleitung zu diesem wunderschönen Land, welches wir in der Regenzeit in sattem Grün erleben.

Nach unserer Einreise haben wir in Farafenni noch Geld in der Landeswährung Dalarsi gezogen, eine Sim-Karte samt Internet Guthaben gekauft, haben in einer Garküche zu Mittag gegessen und haben auf dem Markt ein paar Lebensmittel gekauft.

Blick aus der Garküche Richtung Strasse

Die erste nette Begegnung hatten wir tatsächlich beim Geldziehen vor der Bank. Hinter uns stand ein junger Mann und hatte eine leuchtend rote Sparkassen-Karte in der Hand. Wie sich herausstellte, wurde Abdoulie in Gambia geboren, lebt in Bremen bzw. Hamburg und ist jetzt aus beruflichen Gründen in Gambia und Senegal unterwegs. Kurz und bündig erklärt er uns, dass es auf jeden Fall günstiger sei Geld zu ziehen statt Geld zu tauschen, was die alltäglichen Dinge wie Brot etc. in etwa so kosten und und und.

Mit den ersten Einkäufen und Eindrücken ging es dann über die gut ausgebaute und wenig befahrene Northbank Road Richtung Stellplatz. Als Stellplatz für die Nacht hatten wir uns über iOverlander einen abgelegenen Ort am Ufer des Flusses herausgesucht.

iOverlander: (App, mittels derer Reisende jeglicher Art schöne Stellplätze, Campingplätze, Werkstätten, aber auch besonders korrupte Streckenposten markieren und mit einer persönliche Bewertung für die nachfolgenden Reisende als Infos hinterlassen können)

Kaum waren wir von der Northbank Road Richtung Fluss abgebogen, stand der Weg über längere Teile komplett unter Wasser. Da der Unimog bei der Durchfahrt bis zur Stosstange im Wasser versank, beschlossen wir kehrt zu machen und uns einen trockeneren Platz zu suchen… wir hatten am ersten Abend keine Lust auf Wasser-/Schlamm-Experimente mit dem LT der Dresdner.

Also ging es weiter Richtung Osten, Richtung Janjanbureh (früher Georgtown). Nur die hohe Dichte der Checkpoints (etwa alle 10 km) von Polizei, Zoll und Militär lies uns immer wieder stoppen. Etwa 25 km vor Janjanbureh fanden wir einen wirklich idyllischen und halbwegs trockenen Stellplatz, nur wenige Gehminuten vom Fluss entfernt. Kurzum haben wir die Fahrzeuge abgestellt und sind Richtung Fluss aufgebrochen. Endlich am Flussufer des Gambia angekommen, sahen wir das rege Treiben der Bewohner des benachbarten Dorfes. Einige wuschen ihre Wäsche, oder badeten und träge floss der Gambia dahin … ein Bild, kitschig wie im Film.

Nachdem wir abends fasst von Mücken aufgefressen wurden und uns ein Gewitter in die Fahrzeuge zwang, lauschten wir nachts einem Froschkonzert sondergleichen.

Am nächsten Morgen und nach einem weiteren Bad im Fluss wollten wir in die nächstgelegene Stadt fahren, um dort mit einem Local eine Bootstour zu unternehmen und im besten Fall Flusspferde zu sehen. Also, alles in den Fahrzeugen verstauen und Abfahrt zum nächsten Abenteuer … dachten wir zumindest.

Der LT der Dresdner drehte und war schon auf der Weg Richtung Strasse, als das Gefährt zum Wenden auf grüner Wiese ansetzte und sich auf einmal das rechte Hinterrad - trotz Allrad - bis zur Portalachse in einem Schlammloch vergrub. Da die Portalachse beim Unimog über der Mitte der Radnabe sitzt, was für mehr Bodenfreiheit sorgt, hatte sich das Rad innerhalb weniger Sekunden gut und gerne 70 bis 80 cm in den schlüpfrigen Boden gewühlt.

Mehrere Versuche selbstständig aus dem Schlamassel zu fahren scheiterten - trotz Differentialsperren.

Also, Motor aus, Schlamassel und das inzwischen reichlich zur Seite geneigte Gefährt begutachten, Ärmel hochkrempeln, Sandbleche abschrauben, Spaten/Schaufel zücken und anfangen zu graben… dann so gut es ging, die Sandbleche unter die Räder der rechten Seite schieben und noch Luft ablassen. Auch der nächste Versuch, den Unimog herauszufahren scheiterte …

Mittlerweile komplett dreckig, verschlammt, verschwitzt machte sich ein wenig Hoffnungslosigkeit breit. Der Mog hing mit noch beträchtlicher Schlagseite in diesem vermaledeiten Loch und wir fingen gerade an uns an den Gedanken zu gewöhnen, das Fahrzeug mittels Wagenheber abzufangen, das Hinterrad komplett freizugraben, das so entstehende Loch mit Holz, Gestrüpp, Steinbrocken aufzufüllen und zu hoffen, dass dieser Untergrund dann tragfähig genug wäre, um den Unimog aus der misslichen Situation herauszufahren.

Diese ganze Aktion ist natürlich nicht unbemerkt geblieben und so hatten sich inzwischen einige Einheimische um uns herum versammelt. Unter ihnen auch ein Mann, der mit seinem Traktor in dem Gebiet Sand abbaut und auch seinem Anhänger zu den benachbarten Baustellen fährt.

Der Fahrer des Traktors begutachtete die Situation und nannte uns einen Preis für den er den Unimog heraus schleppen würde. Kurze Verhandlung, Preis vom Erfolg der Aktion abhängig gemacht, ansonsten nur den viertel Preis… Auch wenn der Traktor verhältnismässig klein schien, waren wir hoffnungsvoll, denn wir hatten das Gefühl, dem Unimog fehlte nur ein kleiner Anstoss, um sich selber zu befreien.

Schon beim ersten Versuch kam der Unimog frei, „was natürlich den überragenden Fähigkeiten des Fahrers zu verdanken war und auch ein bisschen dem Traktor“ - Ironie Ende.

Unter grossem Jubelgeschrei wurde die ganze Aktion beendet, die vereinbarten Dalasi wechselten den Besitzer und wir gingen ein weiteres Mal zum Fluss, um nochmals zu baden und  uns gründlich zu waschen.

Mit knapp 3 Stunden Verspätung rollten wir ins benachbarte Wassu, um uns mit einem Einheimischen, der auch unter den Schaulustigen war, in einer Garküche zu stärken, bevor es weiter Richtung Janjanbureh gehen sollte… Ziel war es die Nacht dort auf einem Campingplatz zu verbringen.

Dass wir uns an diesem Tag ein weiteres Mal mit unserer Einschätzung täuschen sollten und es ein sehr, sehr langer Tag werden würde, hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht ausmalen können.

Was in den folgenden 7 Stunden passierte lest ihr in unserem nächsten Beitrag.

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Senegal . "Afrika braucht Müllverbrennungsanlagen (…)“ oder die Frage der Nachhaltigkeit