Gambia . die ersten 48 Stunden, Teil 2/2

Fährmann - hol über!

Inzwischen ist es Wochen, wenn nicht gar Monate her, dass wir in Gambia eingereist sind und es ist so viel passiert, dass es für uns schwierig wird die Ereignisse zu rekapitulieren.

Doch zurück zu unserm Einreisedrama, welches sich direkt an das erste „Schlamm-Massel“ des Gefährts anschloss. Nach der ganzen Aufregung wollten wir nur noch nach Janjanbureh und den Tag auf Assans Campement gemütlich ausklingen lassen.

Janjanbureh (bis 1995 Georgetown) liegt auf der Insel „Janjanbureh Island“ (bis 1995 MacCarthy Island), die mitten im Gambia-Fluss gelegen ist. Die Insel ist etwa 11 km lang und 2.5 km breit und  befindet sich 283 Kilometer flussaufwärts von der Hauptstadt Banjul entfernt.

Unser Plan war es von Norden über eine Fähre auf die Insel zu gelangen. Am Fähranleger angekommen mussten wir feststellen, dass die Fähre schon bessere Zeiten gesehen hatte und wir definitiv nicht mit beiden Fahrzeugen zusammen übersetzen können.

Nach mehrfacher Abklärung und Preisverhandlungen war klar, die Fahrzeuge sollten nacheinander für insgesamt 15`000 CFA (ca. 22.50 Euro) über den Gambia gebracht werden. Der Preis erschien uns sehr hoch, doch für zwei Fahrzeuge dieser Grösse … ok … und so erhielten wir zwei Fahrscheine (10`000 CFA für den Mog und 5`000 CFA für den LT der Dresdner). Die Fährleute drängten uns zur Abfahrt, Herr L. gab den zweiten erhaltenen Fahrschein den Dresdner und dann ging das Geschrei los. Beide Fahrscheine würden nur für das Gefährt gelten und da wir schon fast auf der Fähre waren gab es für uns und kein zurück. Oder besser gesagt, hatten wir durch die Aufregung des Morgens keine Lust mehr auf grosse Diskussionen. 

Überfahrt Gambia Strom

Fähranleger Janjanbureh

Der Mog wurde übergesetzt und der LT mit den Dresdnern blieb auf dem Festland zurück und sie sollten einen weiteren völlig überteuerten Fahrschein erwerben. Standhaft verweigerten sie diese überrissene Zahlung und blieben am Fähranleger stehen - Unmut machte sich breit.

Unterdessen waren wir in Janjanbureh angelandet und waren auf Grund des überrissenen Fahrpreises und dem Gebaren des Fahrbetriebes auf hundertachtzig. Assan - unser Gastgeber - war inzwischen mit dem Fahrrad am Fähranleger aufgetaucht und nahm uns herzlich in Empfang. Als er jedoch von der Fähr-Story hörte, sagte er, wir sollten unbedingt beim Gouverneure vorstellig werden und brachte uns direkt zu dessen Büro. Leider war der Gouverneur in einem Meeting und wartet auch nicht unbedingt den ganzen Tag auf erboste Touristen - aber wir sollten am nächsten Tag nochmals vorstellig werden.

Mit den Dresdner auf dem Festland waren wir über Walkie Talkies die Kontakt und wir hielten uns gegenseitig auf dem Laufenden.

Wir wollten eigentlich gerade mit der Sache abschliessen, als wir am nächsten Checkpoint erneut kontrolliert wurden und nach Absprache mit den Dresdnern sind wir der spontanen Eingebung gefolgt und haben im Polizeiposten unserem Unmut über das Verhalten des Fährbetriebes Luft gemacht… und dann begann ein Spektakel das seinesgleichen sucht.

Nachdem wir den Sachverhalt erklärt hatten, wurde der Fährmann auf den Posten bestellt und die Diskussionen heizten sich auf. Ein wichtiger Mann der Fährgesellschaft nach dem anderen tauchte auf, immer mit riesem Geschrei, keiner konnte uns die aktuellen Ticketpreise nennen, diese kämen direkt aus dem Hauptsitz in Banjul.

Die Dresdner konnten unterdessen einen Blick auf die Ticketpreise im Computersystem werfen und es war auch im Gespräch mit den Einheimischen klar, wir sind total abgezockt worden. Dies wurde auch von einem ehemaligen Fähr-Mitarbeiter bestätigt, der uns auf dem Polizeiposten via Walkie Talkie bestätigte.

D. ein „netter Mann im blauen Anzug“ der ebenfalls für die Fährgesellschaft arbeitet, wiegelte die Dresdner hinsichtlich der Preise hingegen ab und sagte, dass wir Touristen Geld hätten und die Preise wohl zahlen könnten … Eine Weile später stand besagter „nette Mann im blauen Anzug“ bei uns in der Polizei Station und als wir ihn mittels des Walkie Talkies mit dieser Aussage vor versammelter Mannschaft konfrontierten - das habe er so nie gesagt und das sei alles total aus dem Zusammenhang gerissen. Als dann noch der ehemalige Mitarbeiter via Walkie Talkie zugeschaltet der Polizei die korrupte Preispolitik gegenüber erklärte und die wahren Preise nannte, verliess D. „Der nette Mann im blauen Anzug“ laut zeternd den Polizeiposten.

Wieder standen wir da und warteten was weiter passiert…

Gegen 22.30 hiess es dann auf einmal, der Fährverkehr sei eingestellt worden, weil zu gefährlich (Witterung), eine halbe Stunde später gab es keinen Diesel mehr … auf der Fähre, die sich auf unserer / Inselseite befand wurden die Lichter gelöscht.

Derweil schrieen sich Oberkommissar, Unterkommissar, Fährmann und sonstige Menschen, wie bereits die Stunden zuvor, weiter an.

Auf dem Festland wurden die Dresdner von den Fährangestellten im wahrsten Sinne des Wortes bedroht und ihnen wurde „prophezeit“, dass sie an diesem Tage nicht mehr mit der Fähre übersetzen würden.

Auf der Insel, besprachen wir diese Situation mit den Polizisten und sagten, dass wir alles daran setzen wollten, dass wir die Nacht nicht getrennt von den Dresdnern zu verbringen. Daraufhin kam wieder Bewegung in die Angelegenheit, ein weiterer Fährkapitän erschien auf der Polizeistation und wollte die Dresdner für die von zu zahlenden 5’000 CFA übersetzen. Wir informieren die Dresdner, die Freude war gross, wir drückten dem Fährkapitän das Geld in die Hand und …. Nichts passierte. Die Fähranleger und die Fähre blieben weiter dunkel.

Etwa eine Stunde später, erschien der Fährkapitän wieder, gab uns das Geld zurück und sagte, dass er kein Ticket mehr lösen könne und an diesem Tage keine Fähre mehr fahren dürfe.

Nach Rücksprache mit den Dresdnern, die sich inzwischen auf eine Nacht am Fähranleger eingerichtet hatten, verliessen wir nach geschlagenen 6 Stunden die Polizeistation und fuhren mit niedergeschlagen zu unserm Gastgeber auf dessen Campement. Wir hatten uns dort gerade den Campingtisch und die Stühle aufgebaut, als das Walkie Talkie wieder knisterte …

Die Dresdner hatten es über den Fluss geschafft und waren bereits auf der Insel auf dem Weg zu uns. Parallel erhielten wir ebenfalls eine SMS des Unterkommissars, der uns darüber informierte, dass unsere Freunde gerade an der Polizeistation vorbei gefahren und auf dem Weg zu uns seien…

Was war passiert? Eine wichtige, gambianische Person fuhr in ihrem Pickups zum Fähranleger und ohne grosses Traraaa wurde die Fähre zum Festland geholt. Die Dresdner drückten einen Fährmitarbeiter die vereinbarten 5’000 CFA in die Hand und fuhren hinter den Pickups auf die Fähre …

Kurz vor Mitternacht erreichten die Dresdner den Campement und völlig fertig von den Ereignissen der ersten 24 Stunden beendeten wir wieder vereint den Tag.

Ergänzung:

Auch wenn wir um Gerechtigkeit kämpfend noch zweimal versuchten, haben wir es nicht geschafft, den Gouverneur zu treffen … er war bereits wieder auf Reisen.

Für uns haben wir die Lehre daraus gezogen, dass wir uns nicht von den äusseren “Umständen” kirre machen lassen, sondern uns die Zeit nehmen sollten, die Sachverhalte genau zu prüfen, ob es so für uns stimmt.

Ausserdem gibt es im Süden von Janjanbureh Island auch eine kurze Brücke aufs Festland. Da wir auf gar keinen Fall mehr irgendwelchen Kontakt mit dem Fährbetrieb haben wollten und diese auf dem Weg nach Banjul lag, haben wir für die Weiterreise diesen, ganz kostenlosen Weg benutzt.

Aber hinterher ist man - so auch wir - immer schlauer.





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