Mauretanien . volle Fahrt voraus…

Die Hauptverbindungsstrassen des Wüstenstaates werden zwar nach und nach ausgebaut und asphaltiert, aber die Sandverwehungen - teilweise regelrechte Sanddünen - auf den engen Fahrspuren machen das Durchqueren des Landes zu einer Herausforderung. Von Weitem schon sind die grossen, meist überladenen und zu schnellen LKWs zu sehen, die unerbittlich auf einen zu donnern - jeder versucht möglichst nah an der teilweise vorhanden Mittellinie zu bleiben, um nicht mit den äusseren Rädern ins Bankett zu geraten.

Sand, Seitenwind und waghalsige Überholmanöver, der oftmals überladenen LKWs fordern ein hohes Mass an Konzentration, bzw. dann und wann auch ihre Tribute. So waren wir gerade von Nouakchott Richtung Nouhadibou auf der RN2 unterwegs, als wir an einigen LKWs vorbeifuhren, die an den Strassenrändern standen. Einer jedoch, war diagonal von der Strasse abgekommen und ins anschliessende Sandfeld gefahren.

Vielleicht konnten wir ihnen mit unserem Bergematerial weiterhelfen? Wir hielten an und Herr L ging zurück zu dem LKW im Sandbett.

Der Fahrer war bereits dabei, die Antriebsräder mit Holzbalken zu unterbauen, die anderen Fahrer standen dabei. Kurze Zeit später stand fest, um einen Frontalzusammenstoss zu vermeiden, musste der LKW Fahrer einem überholenden Fahrzeug ausweichen und raus ins Bankett, bzw noch ein ganzes Stück weiter. Herr L witterte einen weiteren Abschlepp-Einsatz für das Gefährt und schon brachte er den Unimog in Position. Das dynamische Abschleppseil wurde an beiden Rahmen festgemacht und das weitere Vorgehen erklärt.

Schon beim ersten Versuch glückte die Bergung und der Unimog zog den verunglückten LKW rückwärts aus dem Sandbett zurück auf die Strasse. Die Freude war bei allen gross, Hände wurden geschüttelt und es wurde sich herzlich bedankt. Dann ging alles ganz schnell - die Materialien wurden eingepackt, die zuschauenden LKW Fahrer sprangen in ihre eigenen Fahrzeuge und fuhren davon.

Auch wir verpackten unser Sachen, hupten und winkten zum Abschied und fuhren mit dem Spruch auf den Lippen: „jeden Tag eine gute Tat“ weiter Richtung Nouhadibou.

Ein paar Tage später, wir waren gerade ohne Probleme aus Mauretanien ausgereist und durch die 3km Niemandsland Richtung Marokko geholpert, fuhren wir beim marokkanischen Zoll vor. Kaum hatten wir das Gefährt wie uns gehießen wurde abgestellt, als uns auch schon eine riesige Wassermelone an der Fahrerseite dargeboten wurde. Von vorne sahen wir den mit Sonnenbrille und Drogenhund ausgestatteten Zöllner auf uns zu kommen - für die Verhandlungen des Wassermelonenkaufs hatten wir gerade wirklich nicht den Nerv, also lehnten wir dankend ab.

Der Mann mit der Wassermelone blieb hartnäckig und nach einigem hin und her, legte er sie demonstrativ neben dem Gefährt ab, sagte „cadeau, cadeau“ und zeigte auf einen LKW, der uns doch recht bekannt vorkam … da fiel auch endlich bei uns der Groschen.

Vor uns stand nicht ein x-beliebiger Wassermelonen Verkäufer, sondern der Fahrer des LKWs den wir Tage zuvor aus dem Sand gezogen haben. Das Hallo war gross, Hände wurden geschüttelt und der Fahrer des LKWs wurde nicht müde, jedem von unserem vorherigen Zusammentreffen zu erzählen … der Zollbeamte mit der Sonnenbrille und dem Hund war plötzlich nebensächlich, hatte aber auch Nichts zu beanstanden und ging bei den anderen Fahrzeugen seiner Arbeit nach.

Zum Abschied wurden wieder Hände geschüttelt, sich herzlich bedankt und schon fuhr der Wassermelone verschenkende LKW Fahrer weiter zu nächsten Einreise-Station.

Tja und wir? Wir mussten erstmal etwas umpacken, dass wir das Ungetüm von einer Wassermelone (sicher 20 KG) sicher verstaut bekommen haben …

Alles in allem zog sich unsere Einreise auf marokkanischer Seite dann doch knapp 4 Stunden hin und wir waren froh, als wir am späten Nachmittag auf dem verabredeten Schlafplatz am Atlantik ankamen und dort bereits fünf weitere Fahrzeuge standen, die wir alle weiter südlich schon einmal getroffen hatten. Das war unser grosses Glück, so konnten wir die riesen Wassermelone direkt abends mit den Reisebekannten teilen, waren wir doch seit ein paar Tagen, ohne funktionierenden Kühlschrank unterwegs - das ist aber eine andere Geschichte.

Spruch des Tages: Man sieht sich immer zweimal im Leben!

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