Mauretanien . Offroad entlang der einzigen Bahnlinie

Den längsten Zug der Welt (bis ca. 2,5 km) sehen - dass uns das so begeistern kann, hätten wir wirklich nicht gedacht!


Von Nouadhibou aus wollten wir der total 652 km langen Strecke der Erzbahn, ca. 400 km nach Osten bis Choum folgen. Diese einzige Eisenbahnstrecke Mauretaniens verbindet die Eisenbergwerke im Osten (Zourate) mit dem Atlantik-Verladehafen Nouadhibou im Westen. Pro Tag fahren drei Erzzüge dieser Länge in jede Richtung, so dass unser Chance, bald auf den Zug zu treffen recht hoch war.

Voller Vorfreude arbeiteten sich unsere Fahrzeuge (das Gefährt und Bambi, der LT von Jule und Marcel) durch den Saharasand, der auch nicht zu knapp in der Luft lag und eine Fernsicht erschwerte.

Und plötzlich zeichnete sich am Horizont die erste Lok ab… der Zug!

Schon sprangen wir aus den Fahrzeugen und liefen zu den Gleisen. Es dauerte noch eine Weile, aber dann donnerte der Zug, laut trötent, an uns vorbei. Insgesamt 4 Loks, unzählige mit Erz beladene Wagons auf denen fröhlich winkend Menschen sassen, aber auch Flachwagen, auf denen Autos, Zelte und sogar Dromedare transportiert wurden und am Ende noch die Tankwagen für den Trinkwasser-Transport.

Wir meinen sogar auf einem der Erzwagen Simeon gesehen zu haben - der Deutsche, der extra für die Fahrt mit der Erzbahn aus Marokko angereist war und den wir in Nouadhibou getroffen hatten. Kostenlos kann man auf den Erzwagen mitfahren und so quer durch den Norden Mauretaniens reisen.

Nach dieser ersten Begegnung mit „dem Zug“ standen wir alle vier völlig unter Strom - das Spektakel mit den vielen winkenden Mitfahrern oder gar dass Dromedare auf dem Zug transportiert werden hatten wir uns so wahrlich nicht vorstellen können.

Nachdem wir dem nach Westen fahrenden Zug noch etwas nachgeschaut hatten, setzten wir unsere Fahrt in gegengesetzte Richtung fort.

Kaum hatten wir uns am Abend einen Lagerplatz gesucht und waren mit dem Essen fertig, als ein Pick-Up zielstrebig auf uns zusteuerte. Wie sich herausstellte, waren die beiden französisch sprechenden Männer von der Streckenkontrolle, die sich vergewissern wollten, dass wir keine Panne hatten und es uns gut ginge. Auf Grund des starken Windes und des vielen Sandes mussten sie die Eisenbahngleise besser kontrollieren. Nachdem wir ihnen mehrfach versichert hatten, dass es uns und den Fahrzeugen gut gehe, setzten sie ihre Kontrollfahrt fort.

Später standen wir dann vor den Fahrzeugen, die Luft getrübt vom Saharasand als uns plötzlich auffiel, dass es mit einem Mal völlig windstill war… „kein gutes Zeichen“ sagte Marcel noch, als der Wind drehte und wieder ordentlich loslegte. Jetzt wurden auch wir flott, packten Stühle, Tisch und sämtliches Geschirr in die Fahrzeuge. Gerade waren die letzten Klappen geschlossen, als ein tosender Sandsturm mit eben solchem Gewitter losbrach. Jule und Marcel sprangen in ihren LT und Frau G kletterte zu Herrn L in das Gefährt. Der Regen prasselte in Strömen vom Himmel, Blitze zuckten durch diese unwirkliche Kulisse und die Wohnkabine, in der wir schwitzend sassen, schaukelte in den Böen wie ein Boot auf wilder See.

Als wir am nächsten Morgen die Türen öffneten war die Luft wieder klar und vom nächtlichen Spektakel kaum etwas zu merken.

Beim gemeinsamen Frühstück steuerte erneut ein Pick-Up mit anderer Besetzung auf uns zu. Es war ebenfalls eine Streckenkontrolle, die sich nur erkundigen wollten, ob es uns gut ginge. Als wir auch diese Mal bejahrten, wünschten wir uns gegenseitig einen schönen Tag und die Herren fuhren weiter.

Wir schauten ebenfalls, dass wir loskamen und folgten den Gleisen weiter Richtung Osten. Auch die nächste Begegnung mit „dem Zug“ war imposant, aber da diesmal lediglich Erz geladen war, etwas weniger spektakulär als bei unserer ersten Zugbegegnung am Tag zuvor.

Durch die Nachmittagshitze fuhren wir weiter bis zum Monolithen Ben Amira. Herr L wollte unbedingt versuchen diesen Monolithen zu beklettern … mit Kletterfinken in der Hand lief er voller Vorfreude zur steilen Felswand. Das dunkle Gestein war von der Sonne so erhitzt, dass sein Vorhaben leider zum Scheitern verurteilt war.

Unseren Zwischentop hatten jedoch drei Jungs genutzt, die auf einem Eselkarren zu uns gefahren kamen. Einer der drei hatte total entzündete Augen. Jule und Marcel holten aus ihrem Medizinschränkchen Augentropfen hervor und tröpfelten diese direkt in die Augen des Jungen, der das Prozedere schon zu kennen schien.

Für uns ging es weiter Richtung Chuom und auch schon wieder auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Am Horizont bildeten sich erneut Gewitterwolken und in der Ferne sahen wir den Regen in Bindfäden vom Himmel fallen. Kurzum entschlossen wir uns nicht weiter in Richtung des Regens zu fahren, sondern das Nachtlager hinter einem Hügel aufzuschlagen. Aber auch in dieser, zweiten Nacht zog ein Gewitter mit Regen über uns.

Die beiden Gewitter-/Regennächte hatten auch in der Wüste ihre Spuren hinterlassen und so bahnten wir uns am nächsten Morgen unseren Weg durch die ein oder andere Matschkuhle sowie durch Riesenpfützen nach Chuom, dem „offiziellen“ Ende des Offroad-Tracks…

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Sahara / الصحراء . viel mehr als eine Wüste . ein Lebensraum

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Marokko - Mauretanien: Grenzerfahrung