Westsahara . Unsere Begegnungen mit dem Militär

Am zweiten Tag unserer Westsahara Tour sind wir nördlich von Boujdour von der RN1 ab- und auf eine holprige Piste abgebogen.

Wir wollten zu einem der vielen Schiffswracks vor der Küste und die Fahrzeuge an einem Militärposten stehen lassen.

An besagtem Posten haben wir unser Anliegen dem dort stationierten Leutnant vorgetragen. Nach der Kontrolle unserer Pässe und einem kurzen Plausch, wurden wir nochmals aufs herzlichste willkommen geheissen und haben die Erlaubnis erhalten, die Fahrzeuge an Ort und Stelle zu parken und die Dünen sowie das Wrack zu Fuss zu erkunden.

Auf dem Rückweg wollten wir uns noch bedanken und verabschieden, sahen aber den Leutnant nicht… also rein in die Fahrzeuge und los. Als wir gerade weiter in Richtung des nahegelegenen Leuchtturms fahren wollten, fiel uns ein liebevoll drapiertes Tablett neben der Piste ins Auge und auch der Leutnant eilte herbei!

Auf dem Tablett fanden sich neben vier Gläsern mit marokkanischem Tee auch Mandeln und liebevoll angerichtet, 8 wahnsinnig leckere Plätzchen. Das Gebäck hat der Leutnant aus seinen privaten Beständen beigesteuert. Wir beglückwünschten ihn zu den Backkünsten seiner Frau und revanchierten uns mit Toblerone aus dem erhaltenen Paket aus der Schweiz. Beschwingt von dieser unerwarteten Gastfreundschaft stiegen wir in die Fahrzeuge und holperten weiter auf der Piste Richtung Leuchtturm.

Foto MC - danke!

Am Leuchtturm, ebenfalls ein Militärposten, gleiches Prozedere. Nach der Kontrolle der Pässe, konnten wir die Fahrzeuge stehen lassen und zu Fuss weiter Richtung Leuchtturm, wo uns zwei weitere Herren (die Leuchtturm-Wächter) in Empfang nahmen und nicht minder herzlich begrüssten, uns allerdings auch baten das Fotografieren zu unterlassen.

Kaum ausgesprochen klingelte auch schon das Handy des uniformierteren Leuchtturm-Wächters… Kurzes Gespräch auf arabisch und der Leuchtturm-Wächter ging strammen Schrittes, direkt auf Herrn L zu: “C’est pour vous monsieur!“

Kaum am Telefon wurde Herrn L in gestochen scharfem Französisch von einem Militär hohen Ranges darauf hingewiesen, dass wir uns auf militärischem Gebiet befänden und dieses sofort zu verlassen hätten. Nicht unfreundlich, aber sehr dezidiert, lautstark und unmissverständlich!

Da wir uns, und dem Militär vor Ort, keinen weiteren Ärger einhandeln wollten, haben wir schnurstracks das Feld geräumt. Wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, hatte dieses Telefonat dennoch “ein Nachspiel” …

Boujdour, am nächsten Morgen.

Nach tagelanger Fahrt durch die Wüste, hatte “das Gefährt” etwas Pflege nötig und so entschlossen wir uns den Unimog fachmännisch in einer Werkstatt Abschmieren und Waschen lassen. Da wir keinen Termin hatten, mussten wir uns etwa eine Stunde gedulden.

So stand Herr L wartend vor dem Gefährt als ein gut aussehender Mann im Trainingsanzug auf ihn zusteuertest und ihn auf Französisch fragte:

„Kennen Sie mich?“

Ziemlich überrascht ob der Frage, verneinte Herr L.. Daraufhin fuhr der Mann mit dem Trainingsanzug fort:

“Aber ich kenne Sie. Wir haben gestern Nachmittag miteinander telefoniert.“

Wie sich schnell herausstellte, war der sympathische Mann im Trainingsanzug der Brigadekommandant, der uns Tags zuvor des Militärgeländes verwiesen hatte. Er hatte uns, bzw. Herrn L. auf Grund des Gefährts, dem «grand bleu camion» wieder erkannt.

In dem folgenden, sehr netten Gespräch erklärte er Herrn L nochmals seine Beweggründe und lud uns - sollten wir auf der Rückreise über Boujdour fahren ein, ihn in seiner Garnison zu besuchen - dort seien wir herzlich willkommen!

Falls wir mit dem Gefährt nochmals nach Boujdour kommen, werden wir das auch auf den Fall tun.

Zurück
Zurück

Marokko - Mauretanien: Grenzerfahrung

Weiter
Weiter

Marokko . In schā' Allāh . إن شاء الله